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Edmund Hardy (1852–1904) was a Catholic priest, Indologist, and religious scholar who lived and worked during the period of the Kulturkampf struggle between the German Chancellor Bismarck and the Catholic church as well as early German colonialism. The lecture he gave under the title “Einleitung in die vergleichende Religionswissenschaft” (“Introduction to Comparative Religion”) at the German University of Freiburg in 1890 and his appointment as professor for “Vergleichende Religionswissenschaft und altindische Literatur” (“Comparative Religion and Ancient Indian Literature”") in 1894 at the Swiss University of Fribourg were key steps in establishing the discipline of Religionswissenschaft (Science of Religion) in the German-speaking world. The essay he wrote in 1898 entitles “Was ist Religionswissenschaft?” (“What is the Science of Religion?”) was perhaps his key statement of the nature of this discipline, which he defines as a strictly empirical Geisteswissenschaft and Kulturwissenschaft (Arts and Humanities). This essay was the first article to appear in the new journal Archiv für Religionswissenschaft, edited by the secondary school teacher Thomas Achelis (1850–1909). Hardy’s approach was methodologically based on historicism and on the early understanding of psychology according to Wilhelm Dilthey and Wilhelm Wundt. However, as similarly befell Joachim Wach’s empirical approach, Hardy’s methodological work was barely noticed during the long reign of the phenomenology of religion. This observation raises fundamental questions of how the history of our discipline has been constructed and, in particular, of what are considered “classics” in the study of religion.
Im Zuge der Konstituierung der Religionswissenschaft als einer eigenständigen akademischen Disziplin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begegnen uns auch die ersten Fachzeitschriften. Im deutschsprachigen Bereich kommt hier dem erstmals 1898 erschienenen Archiv für Religionswissenschaft eine besondere Bedeutung zu. Sein Gründer und erster Herausgeber war der Bremer Gymnasiallehrer Thomas Achelis (1850-1909). Den ersten Band eröffnete – gleichsam als Leitartikel – Edmund Hardy (1852-1904) mit seinem Text „Was ist Religionswissenschaft? Ein Beitrag zur Methodik der historischen Religionsforschung“. Die folgende Untersuchung stellt zunächst die Anfänge des Archivs für Religionswissenschaft in den wissenschaftsgeschichtlichen Kontext, gibt sodann einen Überblick über die wichtigsten biographischen Daten von Edmund Hardy und die grundlegenden Aspekte seines wissenschaftlichen Werks. Schließlich soll ein Blick auf die weitere Entwicklung des Archivs für Religionswissenschaft mit dem Übergang auf die neue Herausgeberschaft in der Verantwortung von Albrecht Dieterich (1866-1908) und auf die Rezeption Hardys in der Forschungsgeschichte geworfen werden.
Edmund Hardy (1852-1904) war katholischer Priester, Indologe und Religionswissenschaftler in Zeiten des deutschen Kulturkampfes und Kolonialismus. Mit seinen ab 1890 gehaltenen Vorlesungen „Einleitung in die vergleichende Religionswissenschaft“ an der deutschen Universität Freiburg und seiner Ernennung zum Professor für „Vergleichende Religionswissenschaft und altindische Literatur“ 1894 im Schweizer Freiburg vollzog die junge Disziplin nun unter dem Begriff „Religionswissenschaft“ ihre ersten Schritte einer akademischen Institutionalisierung im gesamten deutschsprachigen Raum. Vor allem in seinem Aufsatz „Was ist Religionswissenschaft?“ von 1898 bestimmt Hardy die Religionswissenschaft als eine streng empirische Geistes- und Kulturwissenschaft, die sich methodisch an den Historismus und an ein frühes Verständnis der Psychologie nach Wilhelm Dilthey und Wilhelm Wundt anlehnt. Wie auch der frühe, empirische Ansatz von Joachim Wach wurden die methodischen Arbeiten von Hardy in der langen Periode der Religionsphänomenologie kaum wahrgenommen. Abschließend gilt es, dieses Fallbeispiel zu nutzen, um die Frage nach der Konstruktion unserer Fachgeschichte und insbesondere der „Klassiker“ aufzuwerfen.
Mit seiner testamentarischen Verfügung aus dem Jahr 1901 vermachte der Indologe und Religionswissenschaftler Edmund Hardy (1852-1904) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften einen hohen Betrag zur jährlichen Förderung und Auszeichnung indologischer Forschungen. In ihren aktiven Jahren von 1905 bis 1922 und von 1930 bis 1936 unterstützte die Hardy-Stiftung zahlreiche einzelne Forscher sowie eine Reihe internationaler Publikations-projekte. Die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges einhergehende Isolation deutscher Wissenschaft führte schließlich zu einer nationalen Provinzialisierung der Stiftung.
Der Artikel beleuchtet zunächst den Hintergrund der Stiftung, sodann die zentralen Personen der Stiftungskommission und zuletzt die Förderpraxis in ihren sich wandelnden ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen.