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Krechs ursprünglich im Jahr 2012 erschienener Artikel „Religious Contacts in Past and Present Times: Aspects of a Research Programme“ wird in diesem kommentierenden Beitrag in den Kontext mehrerer Pionierarbeiten eingeordnet, die wichtige Impulse für eine Globale Religionsgeschichte gegeben haben. Gerade weil der Artikel als provisorischer Zwischenschritt erschienen ist, wird er für ein Nachdenken über anhaltende Herausforderungen einer Globalen Religionsgeschichte fruchtbar gemacht. Es wird hervorgehoben, wie damals formulierte zentrale Fragestellungen auch in gegenwärtigen Diskussionen fortbestehen, die sich allerdings vorwiegend durch global- und verflechtungsgeschichtliche, oft genealogisch ausgerichtete Ansätze auszeichnen. Dies hebt hervor, wie das von Krech ins Spiel gebrachte methodologische Repertoire für das Nachdenken über Globale Religionsgeschichte wertvoll sein kann.
Edmund Hardy (1852–1904) was a Catholic priest, Indologist, and religious scholar who lived and worked during the period of the Kulturkampf struggle between the German Chancellor Bismarck and the Catholic church as well as early German colonialism. The lecture he gave under the title “Einleitung in die vergleichende Religionswissenschaft” (“Introduction to Comparative Religion”) at the German University of Freiburg in 1890 and his appointment as professor for “Vergleichende Religionswissenschaft und altindische Literatur” (“Comparative Religion and Ancient Indian Literature”") in 1894 at the Swiss University of Fribourg were key steps in establishing the discipline of Religionswissenschaft (Science of Religion) in the German-speaking world. The essay he wrote in 1898 entitles “Was ist Religionswissenschaft?” (“What is the Science of Religion?”) was perhaps his key statement of the nature of this discipline, which he defines as a strictly empirical Geisteswissenschaft and Kulturwissenschaft (Arts and Humanities). This essay was the first article to appear in the new journal Archiv für Religionswissenschaft, edited by the secondary school teacher Thomas Achelis (1850–1909). Hardy’s approach was methodologically based on historicism and on the early understanding of psychology according to Wilhelm Dilthey and Wilhelm Wundt. However, as similarly befell Joachim Wach’s empirical approach, Hardy’s methodological work was barely noticed during the long reign of the phenomenology of religion. This observation raises fundamental questions of how the history of our discipline has been constructed and, in particular, of what are considered “classics” in the study of religion.
Im Zuge der Konstituierung der Religionswissenschaft als einer eigenständigen akademischen Disziplin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begegnen uns auch die ersten Fachzeitschriften. Im deutschsprachigen Bereich kommt hier dem erstmals 1898 erschienenen Archiv für Religionswissenschaft eine besondere Bedeutung zu. Sein Gründer und erster Herausgeber war der Bremer Gymnasiallehrer Thomas Achelis (1850-1909). Den ersten Band eröffnete – gleichsam als Leitartikel – Edmund Hardy (1852-1904) mit seinem Text „Was ist Religionswissenschaft? Ein Beitrag zur Methodik der historischen Religionsforschung“. Die folgende Untersuchung stellt zunächst die Anfänge des Archivs für Religionswissenschaft in den wissenschaftsgeschichtlichen Kontext, gibt sodann einen Überblick über die wichtigsten biographischen Daten von Edmund Hardy und die grundlegenden Aspekte seines wissenschaftlichen Werks. Schließlich soll ein Blick auf die weitere Entwicklung des Archivs für Religionswissenschaft mit dem Übergang auf die neue Herausgeberschaft in der Verantwortung von Albrecht Dieterich (1866-1908) und auf die Rezeption Hardys in der Forschungsgeschichte geworfen werden.
Edmund Hardy (1852-1904) war katholischer Priester, Indologe und Religionswissenschaftler in Zeiten des deutschen Kulturkampfes und Kolonialismus. Mit seinen ab 1890 gehaltenen Vorlesungen „Einleitung in die vergleichende Religionswissenschaft“ an der deutschen Universität Freiburg und seiner Ernennung zum Professor für „Vergleichende Religionswissenschaft und altindische Literatur“ 1894 im Schweizer Freiburg vollzog die junge Disziplin nun unter dem Begriff „Religionswissenschaft“ ihre ersten Schritte einer akademischen Institutionalisierung im gesamten deutschsprachigen Raum. Vor allem in seinem Aufsatz „Was ist Religionswissenschaft?“ von 1898 bestimmt Hardy die Religionswissenschaft als eine streng empirische Geistes- und Kulturwissenschaft, die sich methodisch an den Historismus und an ein frühes Verständnis der Psychologie nach Wilhelm Dilthey und Wilhelm Wundt anlehnt. Wie auch der frühe, empirische Ansatz von Joachim Wach wurden die methodischen Arbeiten von Hardy in der langen Periode der Religionsphänomenologie kaum wahrgenommen. Abschließend gilt es, dieses Fallbeispiel zu nutzen, um die Frage nach der Konstruktion unserer Fachgeschichte und insbesondere der „Klassiker“ aufzuwerfen.
Mit seiner testamentarischen Verfügung aus dem Jahr 1901 vermachte der Indologe und Religionswissenschaftler Edmund Hardy (1852-1904) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften einen hohen Betrag zur jährlichen Förderung und Auszeichnung indologischer Forschungen. In ihren aktiven Jahren von 1905 bis 1922 und von 1930 bis 1936 unterstützte die Hardy-Stiftung zahlreiche einzelne Forscher sowie eine Reihe internationaler Publikations-projekte. Die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges einhergehende Isolation deutscher Wissenschaft führte schließlich zu einer nationalen Provinzialisierung der Stiftung.
Der Artikel beleuchtet zunächst den Hintergrund der Stiftung, sodann die zentralen Personen der Stiftungskommission und zuletzt die Förderpraxis in ihren sich wandelnden ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen.
This study uses social media comments on news reports about the exemption of religious communities in Germany from COVID-19 restrictions as empirical data for researching a contemporary, everyday understanding of religion as suggested by Michael Bergunder (2014). To analyse the discourse on religion, a qualitative content analysis is applied, which pre-structures the corpus. This allows for diverse attitudes towards policies on religion, as well as their correlations to understandings of religion to be identified. The results show that the contested role of religion in society and its relationship to the state is linked to the struggle over the filling of the concept of religion. Finally, a critical assessment following Bergunder’s approach is applied, emphasizing the need to research the current understanding of religion as a contested concept.
Kulturwissenschaftliche Arbeiten befassen sich im Zuge des 21. Jahrhunderts zunehmend mit sozialen Interaktionen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Tieren. Während frühere Publikationen eher die symbolische Bedeutung und den ökonomischen Nutzen von Tieren analysierten, wird derzeit ebenfalls gefragt, ob Tiere Teil der menschlichen Sozialgemeinschaft sind. Im vorliegenden Beitrag wird dargelegt, inwiefern sich auf biologisch-dynamischen Landwirtschaftsbetrieben, die sich im Demeter-Verband zusammenschließen, Tier-Mensch-Beziehungen ergeben, die aus der Innenperspektive als kooperativ und gegebenenfalls freundschaftlich betrachtet werden und weshalb Biodynamiker:innen die Ansicht vertreten, ein Interspezies-Austausch zwischen Mensch und Tier sei möglich. Die Befunde der Studie fußen größtenteils auf einer ethnographischen Feldforschung und semi-strukturierten Interviews. Der Beitrag lotet das Potenzial der Mensch-Tier-Beziehung als zukünftiger Forschungsperspektive im Bereich der Öko-Spiritualität aus und knüpft in diesem Zusammenhang an den Ansatz der Material Religion an.
The articulation of ecology and spirituality has long-time either be ignored or taken for granted. Rarely has it been approached by a constructivist or processual perspective. This text draws on research on public environmentalism in Switzerland since 2015 when an increasing number of appeals to consider ecological issues with spiritual references appeared. While this observation could not be explained simply by the hypothesis of “greening of religions”, the research asked what the social profiles were of the carriers of this articulation? This text presents how the research has explored life courses of environmentalists to reconstruct the way they have articulated their spiritual or moral ideas with ecology or vice versa. It thereby identifies two main groups who have very different positions in the public realm. The aim of this text is to understand how the two fields of religion—in the broadest sense of the word—and ecology, which were previously quite distinct and relatively impervious to each other, have recently been reshaped in relation to each other, particularly around the notion of eco-spirituality. This text adopts a socio-anthropological perspective to describe eco-spirituality not only as an intellectual category invented in theological and philosophical spheres but as entailing a variety of practices, worldviews, and meaning-making processes interweaving ecology and spirituality.
Il contributo si propone di rileggere gli attuali processi di sacralizzazione della natura sullo sfondo di una storia plurisecolare del sacro tipica dell’Occidente che ha portato all’emergere di un sacro secolare distinto da un sacro religioso. Dopo aver riflettuto sul problematico concetto di natura/Natura (par. 2) e accennato alle fasi principali che il sacro ha conosciuto nella tradizione occidentale (par. 3 e 4), l’articolo si sofferma sugli attuali processi di sacralizzazione della natura (par. 5). Essi possono essere di due tipi, a seconda che si richiamino a un sacro religioso, come nel caso delle correnti neopagane che costituiscono una componente importante della spiritualità ecologica, o secolare, come nel caso dell’ambientalismo radicale non religioso.
In 2010, Bron Taylor published his seminal book Dark Green Religion: Nature, Spirituality and the Planetary Future, which rapidly became a “must-read” in the ongoing ecology-religion debates. A decade later, this work gained broader visibility and diffusion with a German translation. This paper aims at introducing the first two chapters of Angelica Federici’s and Eleonora D’Alessandro’s translation in Italian to a European continental audience. It first provides a brief genealogy of the ecology-religion debates and how it structured into an interdisciplinary field of research. Then, it details how the concept of dark green religion is useful for expanding ongoing scholarly discussions. On a more critical note, and from the perspective of social theory, the author suggests two critiques that challenge religious scholars and social scientists to extend current thought and reflection on dark green religion.
Il est extrêmement rare qu’une réflexion sur les relations entre les êtres humains, la religion et la nature ne se réfère pas à la publication de la fameuse thèse de White « The Historical Roots of our Ecologic Crisis » (1967). Les intentions de la contribution de White se voulaient véritablement « programmatiques » en suggérant des réformes de la théologie chrétienne. L’argument de cet article est de souligner que l’historien appelait par sa conférence à une réforme du christianisme, en mettant en lumière sa responsabilité dans la crise environnementale. Pour étayer cette position, nous nous appuierons, au-delà de la thèse de 1967, sur deux autres publications postérieures que nous présenterons dans cet article. Nous relèverons qu’en voulant infléchir la théologie chrétienne, White pensait influencer les valeurs occidentales sur l’écologie. L’ironie du sort est qu’il est bien parvenu à participer à un mouvement de réforme de la théologie, mais la sécularisation a depuis frappé à la porte de l’Occident annulant la potentialité qu’une théologie dissémine des valeurs fondamentales pour la société.
Bron Taylor’s book Dark Green Religion: Nature Spirituality and the Planetary Future, published in 2010, remains to be an important resource still today. This article discusses the book in the light of Bron Taylor’s work in the field of religion and ecology, interpreting the “global greening of religion” as a strong movement that is driven by discourse communities, consisting of scholars (both from the humanities and the natural sciences), writers, artists, practitioners of all walks of life, politicians, and environmental activists. After briefly discussing examples from recent literature and fiction, the article reviews some influential tendencies within the field of religion and ecology that followed the publication of Dark Green Religion. Besides further research that tests the book’s main hypotheses, these tendencies include a new interest in animism as a key concept both for practitioners and researchers.